Die Kirche und die Pfarrei St. Theresia in Nürnberg haben eine wechselvolle und spannende Geschichte. Blühendes Leben, Zerstörung, Wiederaufbau, Heimat, Wirren, … alles lässt sich in den nicht einmal 100 Jahren unserer Pfarreigeschichte finden. Die Geschichte der Pfarrei und der Kirche St. Theresia war, wenn man so will, immer auch eine Geschichte der Gegensätze. Auch die Spannung unseres Umbauprojektes liegt in den Gegensätzen. St. Theresia ist alt und neu, bergend und offen, schlicht und edel, gemeinschaftlich und transzendent.
Entstanden mit einfachsten Mitteln „atmet“ diese Kirche den Geist vieler Jahrzehnte. Tritt man in den Kirchenraum ein, findet man sich in einem ungewohnten Licht. Der Raum wirkt neu, modern und einladend. Die liturgische Konzeption will sinnlich wesentliche Aspekte einer zeitgemäßen Liturgie abbilden. Doch schaut man an einigen Stellen genauer hin, findet man Spuren der Zeit: Bewusst wurden die alten Kunstwerke wieder in den Kirchenraum übernommen. Der Tabernakel des alten Hochaltars hat wieder seinen Platz in der Mitte des Chorraums gefunden, der Fußbodenbelag des Chorraums ist original und setzt sich vom Rest des Fußbodens ab. Die deutlichste und eindrucksvollste Erinnerung an „das Alte“ aber sind die beiden freigelegten Backsteinwände. In einem unscheinbaren Fachwerk verbaute man 1947/48, was man in diesen Notzeiten zur Hand hatte. Unterschiedlichste Trümmersteine wurden wieder verwendet. Weder strahlend noch eben, dafür mit den Brandspuren, mit Schrammen und Brüchen geben sie Zeugnis vom Wiederaufbau der zerstörten Kirche. Diesen Teil der Geschichte – auch unseres Landes und dieser Stadt – sollte und darf man nicht verstecken.
Ein Prinzip der Umgestaltung war es, den Kirchenraum am Bedarf orientiert zu planen. Das bedeutete auch, das Sitzplatzangebot radikal zu reduzieren. Es sollte sich nicht mehr jeder mit maximalem Abstand zum Nächsten im Raum vereinzeln. Die Gemeinschaft rückt buchstäblich zusammen. Die neue Anordnung unterstützt dies, vermittelt Nähe, Wärme und Geborgenheit. Der Raum als ganzes aber bleibt weit und offen. Auch für die private Andacht bleibt Raum und Offenheit, im Chorraum, am Ort der Marienverehrung oder in der neuen Theresienkapelle.
Die Heilige Theresia lebte in ihren wenigen Lebensjahren radikal ihr Ideal einer schlichten und einfachen Liebe zu Gott und den Menschen. Der schlichte Bau von St. Theresia macht dieses Ideal selbsterklärend spürbar. Schnörkel, Verzierungen und überbordende Kunst verbieten sich in St. Theresia von selbst. Schlicht ist deshalb auch die Umgestaltung: Wenige, sich immer wiederholende Materialen, einfache und klare Formen, Reduktion auf das Wesentliche. Aber gerade darin wirkt die Kirche edel und ästhetisch – wie es einer gelassenen Ernsthaftigkeit der liturgischen Feiern entspricht.
Wenige Gemeinden in Deutschland haben es überhaupt gewagt, einen Kirchenraum derart „umzukrempeln“, denn es geht nicht nur um ästhetische Veränderungen, sondern um eine ganze Konzeption. Es gibt keine starren, sich schier endlos nach hinten ziehenden Bankreihen mehr. Stattdessen ordnet sich die Gemeinde in nur drei Bankreihen elliptisch um die gemeinsame Mitte. Diese Anordnung versinnbildlicht die Gemeinschaft der Glaubenden, in die auch der Vorsteher des Gottesdienstes mit eingebunden ist. Diese Gemeinschaft ist allerdings kein Selbstzweck, genau so wenig wie der Gottesdienst der Kirche Selbstzweck ist. Das gemeinschaftliche Feiern des Gottesdienstes will uns näher zu Gott – zu unserer gemeinsamen Mitte führen. Die Mitte der eucharistischen Versammlung bilden deshalb in den Polen der Ellipse Altar und Ambo. Das Zentrum allerdings bleibt frei, denn die Transzendenz Gottes bleibt immer ein nicht greifbares Geheimnis.